Frieden in einer Teeschale
von Ann-Marie Falk

Es begegnet einem in letzter Zeit öfter, dieses Wort. Achtsamkeit. Das erste Mal, dass ich es neu wahrgenommen habe, war Ende letzten Jahres im Zukunftsreport 2016. Achtsamkeit. Ich hatte das immer gleich gesetzt mit Wachsamkeit oder auch Sorgfalt. Passt ja auch. Doch je häufiger es mir begegnete, umso tiefer wurde für mich seine Bedeutung. So haben sich weitere Wörter dazugesellt: Gelassenheit, Langsamkeit, Bewußtsein (für den Moment). Ich versuche nun diese Wörter, die in gewisser Weise in dem einen Wort Achtsamkeit zusammengefasst werden, in meinem Leben umzusetzen. Im privaten wie auch im beruflichen. Klappt leider noch nicht so oft. Vor allem im beruflichen Alltag noch nicht.
Doch ich habe angefangen Tee zu trinken. Wenigstens das. Das schien mir ein guter Anfang für ein achtsameres Leben zu sein. Ich habe mir eine wunderschöne japanische Teeschale bestellt und guten Tee. Und ich hab ihn schon des öfteren gefunden für ein paar Minuten, den Frieden in einer Teeschale, von dem ich in diesem wundervollen Buch von Frank Berzbach gelesen habe. Es heißt „Die Kunst ein kreatives Leben zu führen“. Unter dem Titel steht „Anregungen zur Achtsamkeit“. Und man kann daraus auch als „nicht kreativ Arbeitender“ sehr viel für sich mitnehmen.
So viel gäbe es zu sagen zu dem Thema, ich habe beschlossen es (erstmal) auf das Tee trinken zu reduzieren. Auf die schwierigsten Fragen ihrer Schüler antworten die Zen-Meister: „Gehe Tee trinken“. Und das mache ich jetzt auch, wenn ich anfange angespannt, statt gelassen zu sein. Wenn ich hektisch werde, statt die Dinge bewußt zu tun.
Es ist ganz einfach. Frank Berzbach schreibt in seinem Buch wie es geht: „Der Teemeister Seno Rikyu gab der Zeremonie ihre bis heute gültige Form – er fasst das Ritual zusammen: Das Wesen der Teezeremonie ist das Wasser kochen, den Tee bereiten und ihn dann trinken. Nichts sonst“. In dieser Schlichtheit steckt das ganze Geheimnis der Teekultur, die Reduktion auf das Wesentliche.“
Tee trinken als Achtsamkeitsübung. Ein guter Anfang.
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