Warst du schon mal blau?

von HERZWERT Redaktionsteam

© sör alex / photocase.de

Was wäre eine Ausgabe zum Thema „Rot“ ohne Rot? Genau. Und da unser Magazin schon seit seiner Gründung für schonungslose Offenheit und knallharten investigativen Journalismus steht, baten wir Rot zum Interview. War gar nicht so leicht. Aber wir können mit Stolz sagen, dass wir die Ersten sind, die eine Zusage bekamen. Natürlich trafen wir uns an einem geheimen Ort jenseits des Regenbogens. Und präsentieren nun – tataa – das weltweit erste Interview mit Rot.

HERZWERT: Warst du schon mal blau?

Rot: Oh ja. Schon oft. Ich meine, wenn wir Primärfarben mal einen draufmachen, kommt das hin und wieder mal vor. Selbstverständlich trinke ich nur Rotwein.

HERZWERT: Wirst du roter, wenn du wütend bist?

Rot: An Ihrer Stelle würde ich es nicht darauf anlegen.

HERZWERT: Ist Grün auch für dich die Hoffnung?

Rot: Ich bitte Sie! Grün, die alte Gutfarbe. Nein, nein, nein. Ganz im Gegenteil. Bei Grün sehe ich immer schwarz. Hoffnung wird außerdem total überschätzt. Liebe ist die Antwort.

HERZWERT: Was passiert, wenn dein heimlicher Schwarm dich anspricht?

Rot: Oh weh, das ist mir zum Glück erst einmal passiert … Ich gehe dann eher so ins Pink-Violette, sehr peinlich …

HERZWERT: Wie empfindest du deine Rolle in der Farbwelt?

Rot: Nun, es steht ja wohl außer Frage, dass ich die MIT ABSTAND berühmteste aller Farben bin. Um mich kommt man nicht herum, sozusagen. Nehmen wir die Liebe. Ich meine, gibt es etwas Aufregenderes als rote Lippen? Lassen Sie mich kurz nachdenken – nein – übersehen worden bin ich noch nie. Wenn ich einen Raum betrete, dann mit einem Knall! Ich stehe immer und überall im Mittelpunkt. Meine Rolle ist es, aufzufallen, und dabei bleibe ich doch immer warm und angenehm. Nicht so stechend und platt wie diese Gelb.

HERZWERT: Bist du beliebt?

Rot: Der eine oder andere mag mich zu selbstbewusst finden und meidet mich deswegen. Andere finden mich zu altbacken – kann man das fassen?! Aber eigentlich lieben mich alle! Vor allem im Dezember. Hach, das ist mein absoluter Lieblingsmonat. Ach ja, für 20 Prozent der Deutschen bin ich sogar deren Lieblingsfarbe.

HERZWERT: Welche andere Farbe magst du?

Rot: Wenige. Ich bin ja eher so die Einzelgängerin und misch mich ungern unter andere Farben. Ich meine, was hat man davon? Man wird Orange oder Violett. Verstehen Sie? Da bleib ich doch lieber allein.

HERZWERT: Wie stehst du zu den Menschen?

Rot: Oh, die Menschen und ich haben eine sehr enge Beziehung. Ich würde fast sagen, ich bin die einzige Farbe, die eine echte Beziehung zu Menschen hat. Ich fließe in ihren Adern. Das ist natürlich ein ganz, ganz starkes Band. Ohne mich können sie ja gar nicht leben. Die Menschen sind sozusagen von mir abhängig.

HERZWERT: Machst du auch mal Urlaub?

Rot: Nein nie. Das kann ich mir als Primärfarbe gar nicht erlauben, ich werde ja ständig gebraucht. Auch für das Mischen anderer Farben. Stellen Sie sich doch mal eine Welt ohne Rot vor, ich meine, geht gar nicht, oder?

HERZWERT: Du kommst ja ganz schön viel rum in der Welt. Gibt es für dich Unterschiede auf anderen Kontinenten?

Rot: Oh ja, in der Tat. Das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In China verbindet man mich zum Beispiel mit Glück und Reichtum. In Japan bin ich die „Farbe der Frauen“ und in Afrika gelte ich als „Farbe des Lebens“. Schreibt man allerdings in Japan den Namen einer Person in Rot, signalisiert das, dass diese Person tot ist. Das mag ich ja gar nicht.

HERZWERT: Warum hast du uns ausgerechnet uns das erste Interview gegeben?

Rot: Es war Ihr Name. HERZWERT. Da fühlte ich mich einfach gleich zu Hause.

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