„Ich hab mich gefragt: Wie kannst Du helfen?“

Wir haben sie alle gesehen und gehört – die schlimmen Auswirkungen der Flutkatastrophe im Ahrtal. Die wenigsten von uns haben damit gerechnet, dass mitten in Deutschland solch eine Naturkatastrophe möglich ist. Fassungslos hörten wir Radio, saßen vor dem Fernseher oder haben im Internet Berichte gesehen, die uns ungläubig, entsetzt und vor allem hilflos zurückließen.

Doch während viele noch versuchten zu begreifen, was da wirklich passiert ist und welche schrecklichen Folgen die Flut hat, begannen sich engagierte Menschen aus ganz Deutschland zu vernetzen und einfach zu helfen. Und einer dieser Menschen ist Mario Baugut, die gute Seele unseres Lagers. Ihn haben die Geschehnisse sehr betroffen gemacht und er hat direkt nach der Katastrophe begonnen, sich zu informieren. „Ich hab mich einfach gefragt: Wie kannst Du helfen?“, erzählt er. „Und bin dann in verschiedene Facebook-Gruppen eingetreten und hab mich da informiert, was gebraucht wird.“ Für ihn der einzige Weg, Kontakte direkt in die Region zu knüpfen. In den ersten Tagen war die Lage unklar, offizielle Stellen zu erreichen war nicht möglich, der Großteil wurde von Freiwilligen organisiert. „Aber mir war wichtig, dass ich mit den Sachen helfe, die auch wirklich gebraucht werden.“

Ein Sprinter voller Hilfsgüter

Unterstützt wurde er dabei von seinem Umfeld, dass sein Engagement mitbekommen hatte. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ottomisu nicht nur unseren Sprinter zur Verfügung gestellt hat, sondern auch Wasser und eine Geldspende.“ Doch wir waren nicht die einzigen, auch Getränke Fein aus Heidelberg hat einiges an Getränken beigesteuert und das alte Ruderhaus in Worms und der dortige Schlachthof haben mit Steaks und Würstchen unterstützt. Marios Engagement zog größere Kreise, und immer mehr Freunde, Bekannte und auch die ottomisu-Kolleg*innen beteiligten sich. Neben Sachspenden kamen so rund 1.200 Euro zusammen. Doch was tun mit dem Geld? „Ich hab dann versucht, herauszufinden, was dort wirklich gebraucht wird.“ erzählt Mario. Das war nicht so leicht, denn alle vor Ort waren massiv überlastet und schwer erreichbar. Doch am Ende hatte er eine Einkaufsliste und im Sprinter landeten Spitzhacken, Spaten, Gaskocher, Schutzbrillen und einiges weitere. „In den Tagen nach der Flut wuchs auch die Angst vor Seuchen in den Lagern, daher haben wir auch noch Ratten- und Mausefallen besorgt“, berichtet er weiter. Doch Losfahren war nicht gleich möglich, die Abfahrt musste mehrfach verschoben werden. Die Straßen im Katastrophengebiet wurden immer wieder gesperrt, weil sie für Baumaschinen, Traktoren usw. zum Abtransport von Schutt und Dreck gebraucht wurden.

Bleibende Eindrücke vor Ort

Aber dann ging es los und Mario, unterstützt von seiner Lebensgefährtin und einem Freund, fuhr die gesammelten Hilfsgüter nach Grafschaft, in ein Lager oberhalb des Ahrtals. „Auf der Hinfahrt kamen uns so viele Fahrzeuge der Feuerwehr, vom Roten Kreuz, dem THW entgegen, das hat sich ein bisschen wie Schichtwechsel angefühlt.“ erinnert sich Mario.

Und wenn man ihn dann fragt, was ihn vor Ort am meisten beeindruckt hat, dann kommt er nicht nur ins Erzählen, sondern man merkt ihm an, wie sehr ihn das, was er gesehen hat, weiter beschäftigt: „Das waren krasse Einblicke, so ein großer Unterschied nochmal zu den Fernsehbildern, da bekommst Du echt Gänsehaut.“ Er erzählt von Häusern, die nur noch zur Hälfte standen, Ortschaften, die nur per Hubschrauber erreichbar waren und herausgespülten Fenstern im 2. oder 3. Stock, 50 Meter vom eigentlichen Fluss entfernt. Er erzählt aber auch, wie groß die Solidarität war, erzählt von Handwerkern, die ganze Sattelzüge mit Material organisierten oder von Hilfskonvois aus allen Ecken Deutschlands. „Das ist schon großes Kino, was sich da an Hilfsbereitschaft gezeigt hat und immer noch zeigt.“ Und auch für Mario war sein Einsatz keine einmalige Sache. Er überlegt, ob er nochmal hinfährt oder wie er noch unterstützen kann. Denn auch wenn man die Katastrophenauswirkungen in den Medien kaum mehr wahrnimmt, so ist die Lage doch weiter kritisch vor Ort und an einigen Stellen gibt es nicht mal eine stabile Grundversorgung mit Essen, Wasser, Strom oder Gas. „Das braucht noch lange, bis da alles einigermaßen gut ist“, so Marios Einschätzung. „Aber wenn jeder `ne Kleinigkeit macht, dann können wir viel erreichen.“ Danke Mario, dass Du die Initiative ergriffen hast. Danke für Dein Engagement, Deine Herzlichkeit und Deine Hilfsbereitschaft.

Wir haben heute kein Foto.

Ein Beitrag ohne Bilder?  „Ich kann doch keine Fotos machen, vom Elend anderer Menschen. Die verlieren alles, da käme ich mir schäbig vor, das auch noch zu fotografieren und nachher dafür ein paar Likes zu bekommen.“ Mario hat so recht – daher verzichten wir hier auch auf Bilder.

Hilfe wird weiterhin gebraucht

Auf dieser Seite das Ahrtals gibt es eine Übersicht für alle, die vor Ort helfen oder spenden möchten: https://www.ahrtal.de/flut-hilfe#

 

Einen guten Überblick u.a. zum Versorgungs-Status gibt auch der „Helfer-Stab“, der sich aus verschiedenen NGO’s zusammensetzt und sich eng mit öffentlichen Stellen abstimmt: https://helfer-stab.de/

 

Wer spenden möchte, der kann das zum Beispiel bei diesen Initiativen tun:
https://www.aktion-deutschland-hilft.de/
https://www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de/hochwasser-in-deutschland

 

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